Parma/Metzingen. Waren bisher die internationalen Geschichtsfeste von Bologna schon berühmt, so folgte nun Parma dem guten Beispiel seiner universitären Nachbarstadt und lud ebenfalls zu einem derartigen Treffen ein – unter der Schirmherrschaft des italienischen Staatspräsidenten, Giorgio Napolitano.
Mit einer Konferenz zum Thema „Stadtgeschichte durch die Jahrhunderte“ begann am vergangenen Mittwoch das Fest. Eingeladen war auch der Arbeitskreis Stadtgeschichte – Geschichtsverein Metzingen. Der Vorsitzende Peter Rogosch referierte zum Thema „Menschen im Spannungsfeld ihrer Geschichte“ und schilderte einem interessierten, mehrheitlich jugendlichen Publikum die Arbeit des AKS in den vergangenen 30 Jahren.
Parma feierte sich und seine weit über 2000 Jahre alte Geschichte in zahlreichen Beiträgen. Die Frühgeschichte, die Antike, das musikalische Parma, die Geburtsstadt des weltberühmten Dirigenten Arturo Toscanini, die Wirkungsstätte von Giuseppe Verdi und des Geigenvirtuosen Niccolò Paganini, das Parma der Maria Luigia (der 2. Frau Kaiser Napoleons), das Parma der Bourbonen sowie des bedeutenden Typografen Giambattista Bodoni, des Leiters der herzoglichen Druckerei, wurden eindrucksvoll präsentiert. Alle wichtigen Stationen seiner Geschichte entfaltete Parma innerhalb weniger Tage. Die Archäologin Manuela Catarsi präsentierte die Grabungserfolge der vergangenen Jahre, die zum Beispiel die riesige Dimension des Palastes des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa und auch die Grundmauern einer Arena wie die von Verona offenbarten. Auch die erste christliche Kirche aus dem frühen zweiten Jahrhundert sowie etruskische Besiedlungsspuren wurden aufgefunden. Parma fühlt sich veranlasst, seine frühe Geschichte neu zu schreiben, denn auch für die Langobarden war Parma von zentraler Bedeutung.
Der archäologische Tag fand seinen Höhepunkt in einem Gang entlang der Via Aemilia, der alten Römerstraße, der heutigen Hauptstraße von Parma. Und erneut versetzten die Organisatoren des Internationalen Geschichtsfestivals die Metzinger ins Staunen, denn wiederum waren es Schüler der verschiedenen Gymnasien, welche an einzelnen historischen Stationen die Zeit der Römer in Parma lebendig werden ließen. Schließlich hatten die Bürger von Parma und von Modena schon in früher Zeit auch gleichzeitig das römische Bürgerrecht. Weit über tausend Schüler zeigten während des Geschichtsfestivals nicht nur diszipliniertes Interesse, sondern auch Freude am gestaltenden Nachempfinden der verschiedenen Geschichtsepochen von Parma.
Und als dann die Metzinger und die Delegation aus Frankreich als Ehrengäste ins Convitto Maria Luigia (ein Gymnasium mit Internat) zum römischen Essen eingeladen waren, war das Staunen fast grenzenlos. Das renommierte Institut für Professional Services, Tourismus und Gastfreundschaft aus Salsomaggiore Terme zeigte hier, was italienische Schulung in gesellschaftlichen Umgangsformen und in Küchenpräsentation zu bieten im Stande ist. Schülerinnen und Schüler servierten in einer nicht zu überbietenden Perfektion und mit einem angeborenen Charme Köstlichkeiten der römischen Küche.
Zu einem kulturellen Höhepunkt lud Federico Pizzarotti, Bürgermeister von Parma, die Metzinger in die königliche Loge des Teatro Regio ein. Gleichzeitig mit dem internationalen „Festa della Storia“ wurde der zweihundertste Geburtstag von Guiseppe Verdi gefeiert, der 1813 in einem kleinen Dorf in der Provinz Parma geboren wurde. Der Traum der Metzinger, die vor zwei Jahren bei einer Exkursion des AKS das königliche Theater besichtigt hatten und sich damals wünschten, in diesem Theater einmal eine Verdi-Oper genießen zu können, erfüllte sich nun, und das aus einer beispiellosen Perspektive. Aufgeführt wurde die Verdi-Oper „I Masnadieri“ (Schillers Drama: Die Räuber, eine Oper nach dem Libretto von Andrea Maffei; uraufgeführt von Verdi 1847 in London).
Im Juni des Jahres besuchte eine Delegation des Kulturvereins „Famija Pramzana“ den AKS. Der Bürgermeister von Parma sowie der Präsident der Provinz drückten in einer Grußbotschaft damals ihre Freude darüber aus, dass es damit zu weiteren guten Kontakten zwischen Metzingen und Parma kam, denn über viele Jahre schon gibt es eine Partnerschaft der Modeschulen beider Städte. 
Nun empfing Bürgermeister Federico Pizzarotti die Metzinger Delegation im Rathaus von Parma zu einem Gedankenaustausch über den Ausbau weiterer Kontakte zwischen Vereinen und den städtischen Einrichtungen.
Auch zu einem Empfang in den Palast der Provinz ein wurde die AKS-Delegation eingeladen. 
Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler beauftragte Peter Rogosch als seinen ehrenamtlichen Stellvertreter, eine Grußbotschaft aus Metzingen zu überbringen und in seinem Namen die Gespräche mit seinem Kollegen Pizzarotti zu führen.
Federico Pizzarotti gewann im Sommer 2012 bei einer Wahlbeteiligung von 71 % mit über 60 % die Wahl zum Bürgermeister von Parma. Der damals 38-Jährige gehört der „Fünf Sterne – Protestbewegung“ („Cinque Stelle“) des Komikers Beppo Grillo an, den er jedoch bewusst nicht zu seiner Amtseinführung einlud. Ebenso wie Dr. Ulrich Fiedler in Metzingen begann auch Federico Pizzarotti sein Bürgermeisteramt mit klaren Vorstellungen zur Finanzierbarkeit aller städtischen Maßnahmen, das heißt jede Maßnahme stand unter Finanzierungsvorbehalt. Parma ist zurzeit noch eine hoch verschuldete Stadt. Wie Dr. Fiedler in Metzingen ist auch Pizzarotti in Parma häufig mit seinem Fahrrad anzutreffen. Das Gespräch mit ihm war für die Metzinger sehr angenehm. Bürgermeister Pizzarotti freut sich auf einen Besuch in Metzingen. Über die Stadt hat er sich schon informiert und könnte sich vorstellen, anlässlich der Einweihung des renovierten alten Rathauses mit seinem Metzinger Kollegen weitere Gespräche über den Ausbau der Freundschaft beider Städte zu führen. – Bei einem Festessen in den Räumen der Famija Pramzana, die auch die Regie des Festivals innehatte, wurde nach dem Empfang noch intensiv darüber diskutiert. Alle freuten sich sehr über den freundlichen Empfang und über den Gesprächsverlauf im Rathaus von Parma.
Hier finden Sie ein Album vom „Festa delle Storia