Im Keltenjahr 2012 besuchten zahlreiche Interessierte die große Landesausstellung in Stuttgart. Seither ist das Interesse an den rätselhaften Kelten nicht erlahmt, und der Arbeitskreis Stadtgeschichte Metzingen – Geschichtsverein e. V. hat unter der Leitung des Archäologen und wohl besten Kenners des Heidengrabens auf der Schwäbischen Alb, Dr. Gerd Stegmaier, eine Exkursion zu den früh- und spätkeltischen Fundstätten rund um Grabenstetten angeboten.
Die gut 20 Teilnehmer besuchten zunächst das frühkeltische Gräberfeld bei Zainingen, das aus ca. 100 Grabhügeln (flache Brandgrubengräber, bis ca. 800 v. Chr.) besteht und deren größter Teil nur von Experten wahrgenommen wird. Viele der Grabhügel wurden bereits Ende des 19. Jh. untersucht und zahlreiche geborgene Keramikfunde im Landesmuseum Stuttgart untergebracht.
Der Heidengraben auf der Schwäbischen Alb, der sich von Grabenstetten bis Erkenbrechtsweiler erstreckt, ist das größte bekannte Oppidum in Europa. Eine so große Ansiedlung ist nur bei ausreichender Wasserversorgung denkbar. Hier spielten wohl Boden- und Klimaverhältnisse eine Rolle: Wasseransammlungen blieben dort verfügbar, wo die Entstehung von Kalktuff und erstarrte Magma vulkanischer Herkunft wie im Fall der Zaininger Hüle zu beobachten waren.
Das ca. 1.700 ha umfassende spätkeltische Oppidum Heidengraben war das Hauptziel der Exkursion. Es wird angenommen, dass es um ca. 100 v. Chr. lediglich 40 Jahre lang bestand. Die Größe des Gebietes erklärt sich durch das vorhandene nutzbare Ackerland, das eine Versorgung mit Getreide und Nahrungsmitteln ermöglichte. Die Landwirtschaft war zu jener Zeit bereits weit entwickelt. Eisengeräte für die Bearbeitung der Flächen und Drehmühlen für die Verarbeitung von Getreidekörnern begünstigten dies. Kernbereich ist die „Elsachstadt“ mit einer Flächenausdehnung von rund 160 ha. Befestigungen sicherten das Oppidum und ergänzten den natürlichen Schutz durch die Steilhänge des besiedelten Plateaus. Die Zugänge von der Alb und aus dem Elsachtal wurden durch sog. Zangentore kontrolliert.
In die späte Bronze- bzw. frühere Eisenzeit (als Hallstattzeit bekannt) ist das Grabhügelfeld beim Burrenhof zu datieren. Die ältesten Gräber stammen aus der Zeit von 800-600 v. Chr., die jüngste Bestattung fand wohl um 400 v. Chr. (als Latènezeit bekannt) statt. Dabei erfuhren die Rituale einen Übergang von Brandgräbern mit Keramikgefäßen zur Aufnahme der Asche des Toten zu Körpergräbern mit Schmuckbeigaben und persönlicher Ausstattung. Der Archäologe Stegmaier berichtete darüber, wie gerade Funde aus Gräbern Hinweise auf Rituale und durchgeführte Opferungen geben. Grabbeigaben wie Fibeln, eiserne Geräte, Glasschmuck und Keramik sowie Amphorenteile zeigen einmal das hohe handwerkliche Können der Menschen in damaliger Zeit, weisen aber auch auf bestehende Handelsbeziehungen über Neckar und Donau sowie Fernkontakte bis zum Mittelmeerraum hin. Der Heidengraben dürfte sogar große Bedeutung als Markt-, Umschlag- und Handelsplatz gehabt haben.
Den Abschluss des interessanten Ausflugs in längst vergangene, aber spannende Zeiten bildete ein Besuch im kleinen aber feinen Keltenmuseum Grabenstetten, in dem sehenswerte Fundstücke von einem Förderverein betreut werden. Hier bedankte sich die Gruppe bei Dr. Stegmaier für seine ausführlichen und interessanten Ausführungen.