50 Interessierte, Urschwaben und Neu-Schwaben, folgten am Samstag, den 11. Februar, der Einladung des AKS zum Besuch der Großen Landesausstellung „Die Schwaben – Zwischen Mythos und Marke“. Die Ausstellung bietet vielfältige Einblicke in die facettenreiche Geschichte und Kulturgeschichte der Schwaben.
Sie versucht im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart eine Antwort auf die Fragen zu geben: Wo liegt eigentlich Schwaben? Wer ist Schwabe? Was ist typisch schwäbisch? Die Präsentation zeigt die unterschiedlichen (Vor)-Urteile über die Schwaben und den sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändernden historischen Raum am Beispiel der großen politischen, religiösen und wirtschaftlichen Zentren. Konstanz als künstlerisches Zentrum Schwabens im 13. und 14. Jahrhundert, später Ulm, dann Augsburg und Stuttgart stehen für den spannungsreichen Wandel vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Hochkarätige Leihgaben zeigen exemplarisch das herausragende Kunstschaffen und die politische und wirtschaftliche Bedeutung dieser Orte.
Große Persönlichkeiten wie Jakob und Anton Fugger, Ludwig Uhland oder Theodor Heuss werden vorgestellt, weltbekannte technische Errungenschaften am Beispiel von Daimler, Bosch oder Porsche gezeigt. Über 300 Exponate geben Einblicke in die Geschichte von fast 2000 Jahren, die zeitliche Spanne reicht von einem Fingerring aus dem 3. Jahrhundert bis zu einem Segment des Bauzauns „Stuttgart 21“ aus dem Jahr 2010. Großartige Objekte wie das Lesepult aus der Evangelischen Stadtkirche Freudenstadt, ein einzigartiges Werk aus der Zeit der Staufer und die Weingartner Welfenchronik bieten neben vielen anderen Exponaten Einblicke in die Welt des Mittelalters. Die Rechenmaschine des Pfarrers Philipp Matthäus Hahn (1739-1790), seine Globusuhr und Weltmaschine sind nicht nur großartige Leistungen eines genialen Tüftlers und Konstrukteurs, sondern auch Ausdruck des schwäbischen Pietismus. Die Betzinger Tracht darf nicht fehlen, sie war Vorbild für viele Trachten im 19. Jahrhundert. Das originale Hubschrauberfahrrad Gustav Mesmers aus seinen letzten Jahrzehnten in Buttenhausen überrascht in seinen Dimensionen, es steht für die Sehnsüchte und Sinnsuche eines Menschen.
Die Ausstellung präsentiert viele andere „Schwabenbilder“: die schwäbischen Reichsstädte, das Münz- und Militärwesen, den Musikinstrumentenbau vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert, den Spätbarock in Oberschwaben, die Donauschwaben als Auswanderer in das alte Ungarn auf der „Ulmer Schachtel“, mit denen später nicht nur Schwaben die Donau abwärts fuhren und die Auswanderung nach Amerika. Sie zeigt die Schwabenbilder im Wandel der Zeiten, schwäbische Klischees, Tüftler und Erfinder, schwäbisches Essen und vieles mehr. Ein Raum ist der Vielfalt der schwäbischen Dialekte gewidmet. Lese- und Hörbeispiele laden zum Verweilen ein.
Die Teilnehmer waren beeindruckt von der Fülle der gezeigten Exponate und der hochmodernen, wissenschaftlich fundierten Form der Präsentation. Sie wissen jetzt mehr über die Geschichte des Herzogtums Schwaben, zu dem auch mal die Schweiz, Baden und das Elsaß gehörten. Sie haben erfahren, dass die Schwaben nicht einfach als Nachkommen der in antiken Schriften beschriebenen und gelobten Sueben betrachtet werden können. Die Migrationsströme seit dem 3. Jahrhundert, Kriege und Hungersnöte haben immer wieder die Bevölkerung verändert. Die Besucher wurden auch wieder daran erinnert, dass der Staufer Friedrich I., Kaiser Barbarossa, Friedrich Schiller und Gottlieb Daimler Schwaben waren und Spätzlespressen, Viertelesgläser und die Kehrwoche als typisch schwäbisch angesehen werden können. Sie haben aber auch erfahren, dass viele Stereotypen und Klischees nicht stimmen.
Die Ausstellung ist in mehrfacher Hinsicht eine Bereicherung, der Besuch hat sich gelohnt. Er wurde von Dr. Christiane Hauber und Rudolf Renz organisiert.