Auf einem Felssporn, 20 Höhenmeter über der Lone, liegt die Wiege der Kunst. Das jedenfalls sagen die Fachleute. Sicher ist, in der Vogelherdhöhle bei Niederstotzingen auf der Ostalb überschritten eiszeitliche Jäger und Sammler eine Grenze, weil sie etwas taten, was bis dahin noch kein Lebewesen auf der Erde getan hatte. Als der Homo Sapiens vor 40 000 Jahren zum ersten Mal eine kleine Tierfigur aus Elfenbein schuf, gab er seinem Inneren, seinen Gedanken eine bleibende Form. Über die Frage, warum die Eiszeitjäger diese Schwelle überschritten, darf spekuliert werden. Vielleicht dienten die Figuren als Schmuck, vielleicht rituellen Zwecken?
Moderne Archäologen, die versucht haben, ein solches Kunstwerk mit eiszeitlichen Werkzeugen zu formen, benötigten etwa 600 Stunden, erzählt Archäoguide Renate Hauber. Sie nahm Mitglieder des Metzinger Arbeitskreises Stadtgeschichte vergangene Woche mit auf eine eindrückliche und begeisternde Reise in eine Welt, in der Mammuts, Rentiere und Wildpferde über die Alb streiften. Organisiert hatte diese Exkursion zum Archäopark Vogelherd der AKS-Vorsitzende Dr. Fritz Kemmler.
Die Landschaft, an der die eiszeitlichen Herden einst vorbeizogen, war karg und schroff, eine kalte Steppe. Regen fiel damals selten, sagt Renate Hauber. „Der Himmel war oft blau.“ In der Vogelherdhöhle fanden die Menschen Schutz und Wärme. War es gelungen, ein Mammut zu erlegen, erzählt Renate Hauber, hatte die Sippe etwa drei Monate lang zu essen. Und wer satt ist und es sich unter dem Höhlendach gemütlich machen kann, der hat Zeit, seine Gedanken schweifen zu lassen und Figuren aus dem Stoßzahn eines Mammuts zu schnitzen. Elf solcher Elfenbeinfiguren fand der Tübinger Forscher Gustav Riek 1931 in der Höhle, fünf weitere sowie zahlreiche Fragmente kamen zwischen 2005 und 2012 ans Licht. Zwei sind heute direkt im Archäopark zu sehen, der indessen viel mehr bietet als trockene Fakten. Die Besucher können hautnah erleben, wie das Leben in der Eiszeit aussah, wie die Menschen damals ihre Beute erlegt, verarbeitet und haltbar gemacht haben.
Vor der Tour in die Eiszeit hatte die 40-köpfige Reisegruppe des Metzinger AKS einen Abstecher nach Bayern unternommen. Ziel war die Große Kreisstadt Dillingen an der Donau, deren älteste Teile aus der Stauferzeit stammen. Um Mensch und Besitz vor einfallenden Ungarn zu schützen, entstand im 10. Jahrhundert die Dillinger Burg, in der später die Augsburger Fürstbischöfe residierten. Heute ist im Gebäude das Finanzamt untergebracht, wie die AKS-Mitglieder während einer Führung durch die an Baudenkmälern reiche Stadt erfuhren. Besichtigt wurde dabei auch der Goldene Saal, einst Teil der Dillinger Universität, die sich später zu einem Zentrum der Gegenreformation entwickelte. Martin Luther und seine Thesen kommen im berühmten Deckengemälde des Saales jedenfalls nicht gut weg.
Prachtvoll ausgestattet sind auch die vielen Kirchen der Stadt. Hauptkirche ist die Basilika St. Peter, die nach aufwendiger Renovierung seit Ostern 2019 wieder geöffnet ist.