Dieser Beitrag wird mit freundlicher Genehmigung der Südwest Presse veröffentlicht.
Fast neun Jahrhunderte sind vergangen, seit der Zwiefalter Mönch Ortlieb ein Loblied auf Neuhausen verfasste. In wohlgesetzten Worten schwärmte er von fruchtbaren Äckern, fischreichen Gewässern, der guten Luft und vom Hofbühl, den er als „Berg aus Rahm und Schmalz“ bezeichnete. Sein Überschwang lässt erahnen, wie wertvoll der Besitz im Ermstal für das Kloster gewesen sein muss. Seit 1089 gehörte Neuhausen zum Besitz der Benediktinerabtei Zwiefalten. 1750 endete die klösterliche Herrschaft im Ort. Spuren aus der Zeit der Mönche lassen sich noch an manchen Stellen des Dorfes entdecken, wie am Samstag während einer Exkursion des Arbeitskreises Stadtgeschichte (AKS) zu erleben war.
Abriss war geplant
Gut 20 Interessierte ließen sich von Patricia Stasch und Karl-Heinz Fritz in die Vergangenheit des heutigen Metzinger Stadtteils einführen. Nicht ganz zufällig begann die Tour an der Mittleren Kelter. Das Gebäude beherbergt noch heute einen funktionstüchtigen, aus Eichenbalken gefertigten Kelterbaum, mit dem einst die Trauben gepresst worden sind. Dass dieses wertvolle historische Erbe erhalten geblieben ist, verdankt Neuhausen einer Bürgerinitiative, die den bereits beschlossenen Abriss der Kelter verhinderte. In vielen hundert ehrenamtlichen Stunden sanierten die Neuhäuser schließlich 1978 das Gebäude, in dem heute die Lesegeschirre der Wengerter lagern.
Als die Klosterbrüder im 11. Jahrhundert erstmals nach Neuhausen kamen, existierte kein geschlossenes Dorf, wie Patricia Stasch den Exkursionsteilnehmern erläuterte. Stattdessen prägten einzelne Gehöfte die Szenerie. Außerdem gab es einen später aufgegebenen Weiler Steuchen, an den allerdings noch ein Flurname erinnert.
Längst aus dem Ortsbild verschwunden ist die Mühle des Dorfes. Sie stand früher in der Nähe des heutigen Rathauses und des einstigen Nahkaufs, weiß Karl-Heinz Fritz zu berichten. Ein von der Erms abzweigender Mühlkanal trieb das Wasserrad an. Nur wenige Schritte davon entfernt, stehen mit dem Fronhof und dem Bindhof zwei Gebäude, die dazu dienten, die Abgaben der Neuhäuser Bauern an die Herrschaft einzusammeln. Während sich der Fronhof in der Uracher Straße in Privatbesitz befindet, gehört der Bindhof inzwischen der Kommune.
Erbauen ließ ihn das Kloster Zwiefalten, das Gebäude ruht auf einem gewaltigen Gewölbekeller, in dem einstmals sicher große Weinfässer standen. Neben dem Gebäude, das seit 2003 als Dorfgemeinschaftshaus dient, ist die Alte Schule zu finden, die schon im frühen 16. Jahrhundert erwähnt wird, wie Karl-Heinz Fritz erklärt. Am Katheder standen damals häufig örtliche Handwerker, die das Schulmeistertum nicht an einer Universität erlernt haben, sondern von ihren Vorgängern eingewiesen worden sind. „Mit moderner Pädagogik hatte das nichts zu tun.“ Fast in Sichtweite der Schule liegt das Schlössle und damit ebenfalls ein Erbe aus Zwiefalter Zeit.
Erbauen ließ es der einstige Amtmann der Abtei, Amandus Jäger, im Jahr 1601. Das herrschaftliche Gebäude in der Klosterstraße brannte 1900 ab, erhalten geblieben sind der Gewölbekeller sowie der Eingangsbereich, den noch immer das Wappen von Amandus Jäger ziert.Fotos: HKaut