Voices and Choices (Stimmen und Optionen)

Der Erste Weltkrieg in Hexham, Noyon und Metzingen
Ausstellung im Rathaus vom 7. bis 15. November 2016

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Die Ausstellung wurde zuerst im November 2015 in Hexham gezeigt.[1] Sie wurde von den Quäkern geplant. Anhand von eindrucksvollen Bildern und zeitgenössischer Berichte Betroffener in den drei Orten vermittelt die Ausstellung einen Eindruck von dem Grauen und den Folgen dieses Krieges, der rund 10 Millionen Kriegsopfer forderte und den man später die „Urkatastrophe des 20 Jahrhunderts“ genannt hat.


[1] Informationen über die ursprüngliche Ausstellung in Hexham finden sich unter
http://voicesandchoiceshexham.org

Die Ausstellungstafeln (Roll ups) sind eine Kopie der Ausstellung in Hexham. Stadtarchiv und Arbeitskreis Stadtgeschichte, die Veranstalter der Metzinger Ausstellung, haben eine Broschüre in deutscher Sprache herausgegeben. Wir danken Herrn Dr. Fritz Kemmler für die Übersetzung der Texte auf den Tafeln.

Ian Emmerson, einer der Organisatoren der Ausstellung, hat für uns eine kurze Geschichte und Charakterisierung der Quäker geschrieben, die wir hier anfügen. Sein Text wurde von Rudolf Renz übersetzt und geringfügig ergänzt.

Die Quäker

Die Ausstellung wurde von Quäkern in Hexham vorbereitet, deshalb soll hier kurz deren Ursprung, Geschichte und Glaubensüberzeugung vorgestellt werden.
Die Geschichte der Quäker begann im 17. Jahrhundert, während des englischen Bürgerkriegs. Es war eine Zeit großer Unruhe und  Veränderungen in England. Die Quäker waren eine von verschiedenen Gruppen, die in dieser turbulenten Zeit entstanden. Sie stellten viele Glaubensvorstellungen und Ideen ihrer Zeit in Frage. Ihr Gründer, George Fox, wurde 1621 in einem streng religiösen Elternhaus geboren. Er brachte sich sein Wissen zum größten Teil selbst bei und besuchte bis zu seinem 19. Lebensjahr regelmäßig mit seinen Eltern den Gottesdienst. Doch dann wurde er immer unzufriedener mit der religiösen Praxis und der Glaubensvorstellung seiner Mitmenschen. Er erlebte eine persönliche Krise und verließ seine Arbeit und sein Elternhaus auf der Suche nach geistlicher Nahrung.
Im Jahr 1647 kam er zu der Überzeugung, dass Menschen Gott ganz persönlich erfahren könnten, er nannte dies das „innere Licht“. Nun begann er im ganzen Land herumzureisen, zu predigen und Menschen zu „Freunden des Lichts“ zu bekehren. Für seine radikale Vision wurde er oft bestraft und ins Gefängnis geworfen. Er lehnte das Priestertum und die Kirchen ab, da diese nach seiner Überzeugung die direkte und persönliche Gotteserfahrung verhinderten. Für ihn waren der Glaube an Gott und das Führen von Kriegen nicht miteinander  zu vereinbaren. Der Pazifismus spielt daher auch bei den meisten heutigen Quäkern noch eine wichtige Rolle.
Bis um 1652 hatte George Fox die „Midlands“ und den Norden Englands immer wieder bereist und Leute für seinen Glauben gewonnen. Um 1660 gab es in England rund 50.000 Quäker und mindestens 60 frühe Quäkerprediger wurden damals als Missionare ausgesandt, um das Denken und die Arbeit der Quäker in ganz England zu verbreiten. Die Quäker waren schweren Verfolgungen ausgesetzt und zu jener Zeit sagte man, dass die Kinder die Versammlungen abhalten mussten, da fast alle ihre Eltern im Gefängnis saßen! Wahrscheinlich führte das Ertragen dieser Leidenszeit dazu, dass die Quäker überlebten, während  andere Gruppen oder Sekten dieser Zeit ganz verschwunden sind.
Schließlich, nachdem sie mit ihren pazifistischen Überzeugungen an König Karl II. appelliert hatten [Karl II. starb 1685, d. Übers.], wurde ihnen durch die Toleranzakte (Act of Toleration) von 1689 erlaubt, ihre Gottesdienste abzuhalten. 1755 wurden auch ihre Heiraten legalisiert. Seit 1758 kämpften die Quäker  für die Abschaffung der Sklaverei, 1796 setzten sie sich als erste für die Behandlung geistig behinderter Menschen ein und im Jahr 1813 begann Elisabeth Fry mit der Gefängnisreform. Quäker durften jedoch noch immer nicht in der Medizin und in der Rechtsprechung einen Beruf ergreifen, daher waren sie im frühen 19. Jahrhundert im Handel, besonders in der Produktion, beim Bau der Eisenbahnen und, auf Grund ihres überzeugten Eintretens für Wahrheit und Gerechtigkeit, im Bankwesen aktiv. Viele britische Banken wurden so gegründet.
Heutzutage gibt es in Großbritannien etwa 18.000 Quäker, in den USA sind es mehr. Ein prominenter Quäker des 17. Jahrhunderts, William Penn, wanderte dorthin aus und gründete Pennsylvania. Im übrigen Europa gibt es einige wenige Quäker, aber viele in manchen Gebieten Afrikas.
Die Quäker im Vereinigten Königreich versammeln sich noch heute ohne Priester. Alles muss von den Mitgliedern organisiert werden, auch Hochzeiten und Beerdigungen. Gottesdienste werden immer noch in der  schweigsamen Suche nach dem „inneren Licht“ gehalten, jeder der sich vom Heiligen Geist angeregt fühlt zu reden, darf es tun.

Ian Emmerson

Anmerkung des Übersetzers:
Die Hilfskomitees der amerikanischen und britischen Quäker erhielten 1947 den Friedensnobelpreis, u. a. für die „Quäkerspeisungen“ der hungernden Menschen nach den Weltkriegen.